21. November 2024

Virtueller Weltkrieg

Am Freitag den 13. Januar 2017 titelte die Ostsee-Zeitung auf Seite 2 „Der virtuelle Weltkrieg hat begonnen“. Das Thema Weltkrieg sollte jeden vernünftigen Menschen auf der Welt aufhorchen und aufschrecken lassen. Gerade Deutschland das im letzten Jahrhundert gleich zwei davon vom Zaume brach und die Welt mit unvorstellbarem Leid überzog, hätte doch aus diesen bitteren Fehlern unbedingt lernen müssen.

So sollte man meinen, dass sich Deutschland nach dieser Kriegserkenntnis für alle Zeit aus Weltkriegen heraushält und alle Hebel für eine Friedensschaffung und Sicherung in Bewegung setzt.

Aber weit gefehlt! Im oben genannten Artikel wird auch gleich über die deutsche Antwort auf den begonnenen virtuellen Weltkrieg berichtet. Zitat Ostsee-Zeitung: „… Deutschland will sich jetzt gegen elektronische Machtproben wappnen. Die Bundesregierung rüstet auf – und plant erstmals auch den Gegenangriff“. Ursula von der Leyen (*jetzt EU-Ratspräsidentin!) wird mit dem Satz zitiert: „Wir müssen den Angreifer im Cyberraum treffen können.“ Auch der (*ehemalige) Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz , Hans-Georg Maaßen, wird mit seiner Angriffsrhetorik zitiert:“ Wir müssen auch in der Lage sein, den Gegner anzugreifen, damit er aufhört, uns weiter zu attackieren.“

Mich graust es!

Und wer der Gegner ist, daran wird auch kein Zweifel gelassen. Zitat Ostsee-Zeitung: „… Tatsächlich verdichten sich die Hinweise, Moskau, namentlich Präsident Wladimir Putin, stecke hinter den brisanten Angriffen.“ Wenn es hier auch um die angebliche unbewiesene  Wahlbeeinflussung in den USA geht, so meint man in Deutschland doch schon zu wissen, dass Russland auch die kommende deutsche und die anderen europäischen Wahlen beeinflussen wird. Der Geheimdienst der USA hat gewarnt, tat er das nicht auch vor dem Irakkrieg? Angebliche Massenvernichtungswaffen des Irak führten damals zu dem verheerenden völkerrechtswidrigen Krieg mit hunderttausenden Toten.

Leute, sagt mal gehts noch? Nachdem Deutschland schon wieder einer der größten Waffenproduzenten der Welt ist, und in alle Krisengebiete dieser Welt seine Waffen exportiert, soll nun auch noch der Cyberraum mit Angriffskrieg überzogen werden. Wenn man da noch an den Spruch vom „Neuland Internet“ (Merkel) denkt, weiß man, wieviel Ahnung viele unserer verantwortlichen Politiker von der digitalen Welt haben.

Ich bin ganz entschieden dagegen unsere Steuermittel für Angriffe gegen wem auch immer in der Welt über das Internet zu nutzen! Das Internet ist heute schon stark mit der Welt der Dinge verbunden. Wollen unsere Politiker denn in diesem virtuellen Weltkrieg hinnehmen, dass Menschen getötet werden könnten? Ich denke da z.B.an die Verbindung mit mordenden Drohnen und an die Angriffe auf die iranischen Atomkraftwerke und die ganze vernetzte Automobilwelt. Der Möglichkeiten den virtuellen Weltkrieg in die reale Welt zu tragen, gäbe es viele. Es reicht! Rüstet ab statt auf und steckt die vorhandenen Mittel in den Schutz und in Neuentwicklungen friedlicher Technologien.

Deutschland verschlief bisher alle großen digitalen Entwicklungen in der Welt. Die so wichtigen Computer Prozessoren und die Betriebssysteme werden anderwo in der Welt entwickelt und hergestellt – auch die meistgenutzte Anwendersoftware. Große Datenbanken zum Internet, wie es die Suchmaschinen sind oder der Onlinehandel wie Amazon, auch Fehlanzeige in Deutschland. Auch der Handy und Smartphonemarkt  ist nicht auf deutschem Mist gewachsen. Die Liste könnte man noch viel weiter fortsetzen. Aber wenn es um Angriffskrieg geht, wie hier im Cyberraum, möchte man gleich wieder ganz vorne mit dabei sein. Das ist schändlich angesichts des bisherigen digitalen Versagens! Was dabei herauskommt, wenn die größten Firmen Deutschlands Software programmieren, sieht man an der „Schummel“-Software für die Dieselautos. Das kostet gerade 20 Milliarden Euro in den USA an Strafe. Darf man diese Strafe eigentlich in Deutschland von der Steuer absetzen? Auf die eine direkte oder indirekte Weise wird das wohl geschehen. Welche Firma in Deutschland wird wohl die Hard- und Software für den Gegenangriff im Cyberweltkrieg entwickeln? Ich denke, dass das Bundesamt für Verfassungsschutz dazu nicht in der Lage ist.

Last, not least sehe ich schon wieder seit längerem eine unrühmliche Rolle, die Deutschland gegenüber Russland spielt. Deutschland soll das militärische Kommando der Nato in den baltischen Staaten führen. Gerade wurde über deutsche Häfen und Straßen eine riesige Militärmaschinerie aus Amerika mit 4000 Soldaten nach Polen geschafft. Die Holländer üben militärische Spiele bei Torgelow und ziehen danach zu Großübungen nach Polen weiter. Ist das Natobündnis von Sinnen, Russland so auf den Pelz zu rücken? Wo soll das hinführen?

All diese sicherlich nicht sehr ausführlich und zusammenhängend dargelegten Gedanken kamen mir beim Thema „Virtueller Weltkrieg hat begonnen“. Soll das militärische Gehabe gegenüber Russland etwa von dem desaströsen Zustand der EU ablenken? Sucht man schon jetzt einen Schuldigen für anders verlaufende Wahlen als erhofft? Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass das Realmilitärische und die geplante Aufrüstung im Virtuellen irgendwie zusammenhängen.

Dass man heute die Erinnerung an die beiden Weltkriege des letzten Jahrhunderts schon wieder oder immer noch als Warnung heraufbeschwören muss, sagt einiges über den heutigen Zustand der Welt, Europas und Deutschlands aus.

Haltet Frieden und arbeitet zusammen – untereinander in der Welt, der EU und mit Russland! Das ist alternativlos!

* Dieser ältere Beitrag hat noch einiges an Aktualität. Das Datum meiner Erstveröffentlichung und das heutige sind reiner Zufall, interpretieren Sie da bitte nichts hinein. 2 Zusätze wurden mit * markiert.