V1.1
Wir Menschen sind nicht einzigartig, alleine und nichtig, sondern eins mit dem gesamten belebten Universum und in diesem ein wichtiger Bestandteil.
Wenn ich von Leben in der Materie spreche, soll das keinen animistischen Beiklang haben; ich denke nicht an eine empfindungsfähige Materie oder an Steine, die sich nach eigenem Willen und eigener Zielsetzung bewegen. Ich denke mir alles, was die Materie tun mag, etwa die Entwicklung höheren Lebens, als automatisch, nicht als Willensakt; vor allem denke ich mir nichts davon als außerhalb der strengen Grenzen der Naturwissenschaften ablaufend. Ich achte die Haltung derer, die Trost in der Kirche finden und ihre Gebete sprechen, zugleich aber einräumen, dass die Logik allein keine überzeugenden Gründe für den Glauben an Gott liefert. In gleicher Weise achte ich die Haltung jener, die Trost in der Natur finden und ihre Gebete vielleicht zum gesamten Universum sprechen möchten.
Im obigen Abschnitt passte ich eine Bemerkung des Begründers der Gaia-Hypothese, James Lovelock, an meine stark erweiterte Hypothese an.
Zur Gaia-Hypothese mit ihrer Aussage, dass die Erde und ihre Biosphäre wie ein Lebewesen betrachtet werden können, hege ich eine gewisse Sympathie. Meine Aussagen beziehen sich aber nicht nur auf unseren Planeten sondern auf die Materie/Energie in unserer gesamten Welt. Mit Welt meine ich wieder die Gesamtheit des physikalischen Universums sowie alles Seienden, das sich innerhalb dieses Universums als existierend wahrnehmen oder annehmen lässt.
Um es nocheinmal deutlicher zu sagen: Ich meine nicht, dass jedes Atom eines jeden Elementes in unserer Welt lebt. Vielmehr denke ich jedes Atom verfügt über Eigenschaften, die Leben zu bilden vermögen. Oder anders ausgedrückt, die Atome enthalten einen winzig kleinen Anteil Leben, der sich in einer Anordnung von Elementarteilchen und Kräften in den Atomen ausdrückt/findet, die ihrerseits die Schöpferkraft der Materie erlauben. Sehr viele dieser Atome können dann in einer bestimmten Anordnung mit sehr vielen Zwischenstufen oder auch Funktionsschichten emergente Eigenschaften wie das Geistige hervorbringen. Ob die Materie in ihrer Gesamtheit weiß, dass sie Schöpferkraft hat, es also einen großen Weltgeist gibt, darüber lässt sich nur spekulieren. Nicht aber darüber, dass an bestimmten Orten in der Welt Materie in komplexen Systemen sich so zusammengefunden hat, dass diese Systeme nach unserer Definition leben und über die uns bekannten emergenten geistigen Eigenschaften verfügen.
Der Blick auf die Stellung des Lebens und des Menschen auf unserer Erde und auf die Erde selbst hat sich im Laufe der Geschichte stark verändert. Nachdem man herausfand, dass die Erde keine Scheibe ist, dachte man anfänglich die Erde wäre der Mittelpunkt der Welt. Darauf befand sich der Mensch als höchst entwickelte einzigartige Lebensform überhaupt. Drumherum kreisten der Mond und die Sonne. Die leuchtenden Punkte am Himmel, die Sterne, waren an die Innenseite einer kugelförmigen Schale „gepinnt“. Außerhalb der Kugel gab es nichts. Ein zäher mit Opfern gepflasterter Erkenntnisweg brachte alsdann die Einsicht, nicht die Erde stehe im Mittelpunkt der Welt sondern die Sonne. Um diese sollten die Erde mit ihrem Mond, die Planeten und die entfernten Sterne kreisen. Das heliozentrische Weltbild war geboren.
Weitere Erkenntnisse über die Verortung von Mensch, Erde und Sonne in der Welt erlangte man durch die Entwicklung optischer Beobachtungsinstrumente. Die Sonne wurde als eine von vielen erkannt und wanderte in der Weltanschauung vom Zentrum in unsere Galaxie. Außerhalb unserer Galaxie, der Milchstraße, gäbe es nur Leere. Das ging solange, bis man den Charakter der nebeligen Flecken, die man am Himmel sehr wohl schon lange bemerkte, richtig deuten konnte. Einige Nebel stammten von Sonnenexplosionen, andere aber stellten eigenständige Welteninseln außerhalb unserer Milchstraße dar. Es waren andere Galaxien, von denen man noch später bemerkte, dass sie sich zu Galaxienhaufen und Superhaufen vereinigt hatten. Jetzt weiß man durch Beobachtung mit riesigen Teleskopen mit 10 m Durchmesser und mehr, sowie durch im Weltraum stationierte Beobachtungsinstrumente, das ganze Universum wird von riesigen zusammenhängenden Strukturen aus Galaxien durchzogen.
Wir wissen in unserer Milchstraße über mehrere Hundertmilliarden Sterne um ein Zentrum kreisend vereint. Von 200 bis 300 und manchmal sogar 400 Milliarden Sternen ist die Rede. In etwa genau soviel Galaxien, also mehrere Hundertmilliarden, vermutet man in Sichtweite unserer Erde. Das lässt sich von der Beobachtung kleiner Himmelsausschnitte hochrechnen. Zu dieser Erkenntnis hat das Hubble-Weltraumteleskop mit seinen Hubble Deep Field-Aufnahmen und anderen Aufnahmen von Galaxien und ihren Kollisionen entscheidend beigetragen.
Das Hubble Deep Field, ein Foto welches einen kleinen Teil des Universum darstellt. Es entstand über zehn Tage im Dezember 1995 mit dem Hubble-Weltraumteleskop mit maximaler damals technisch möglicher Auflösung. Quelle: Wikipedia Stichwort Hubble Deep Field 02.02.2007
Trotz des sehr kleinen Himmelsausschnitts (Kantenlänge 144 Bogensekunden) wurden in ihm schon um die 10.000 Galaxien gezählt.
Durch die Beobachtung von Sternen und der Sternentstehung zusammen mit einem ganzen Planetensystem aus Staubwolken in unserer Milchstraße wissen wir von vielen anderen Planeten, die um ihre Sterne kreisen. Das ergibt zusammen mit der großen Anzahl von Sternen in unserer Milchstraße und in den anderen mehreren Hundertmilliarden Galaxien mit wieder jeweils mehreren Hundertmilliarden Sternen eine so große Anzahl von Planeten, dass wohl niemand mehr ersthaft behaupten würde, das Leben auf unserer Erde und wir Menschen wären einzigartig und in der gesamten Welt das alleine existierende Leben. Da die physikalischen Gesetze überall im Universum gleich sind (das kann man aus Beobachtungen und anderen Forschungsexperimenten schließen) werden sich auch an vielen Orten im Universum ähnliche Bedingungen wie auf unserer Erde gebildet haben. An allen diesen Orten brachte die Materie ihre Schöpferkraft nach meiner Überzeugung zur Anwendung.
Meine zentrale Aussage lautet deshalb: Alles in der Welt hängt miteinander zusammen. Außerhalb unserer Erde ist nicht alles leer und tot. Im Gegenteil, überall gibt es von einer einfachen Fähigkeit Leben bilden zu können angefangen, alle Stufen bis zu höchst entwickeltem intelligenten Leben. Der Mensch ist ein Teil davon. Ein Teil von unendlich vielen Möglichkeiten in einem unendlichen Universum.
Die Behauptung wir Menschen sind ein wichtiger Bestandteil im Universum, leite ich vom unerhörten Aufwand im Materiellen und in der Zeit ab, welche die Materie zu unserer Erschaffung eingesetzt hat. Beim Materiellen denke ich auch an die Erbrütung der benötigten Elemente in Zonen hoher Temperatur und hohen Druckes und in Sonnen und ihren Explosionen am Ende ihrer Lebenszeit. Zur Schaffung von lebenden Strukturen mit dem wahnsinnig komplizierten Aufbau, man denke an die Konstruktion des Informationsspeichers mit 16 Millionen Informationen in der DNA, die Mechanismen zum Auslesen von Informationen und die „Fabriken“ zur Umsetzung in den Zellen mit der benötigten Steuerungsintelligenz, den Energieerzeugern, den Mechanismen der Zellteilung usw. wird wahrscheinlich mehr (unendlich viel?) Zeit benötigt worden sein, als sie unser Planet an Jahren des Bestehens aufzuweisen hat.
Auf jeden Fall kommt uns im Universum die sehr interessante Rolle eines denkenden Beobachters zu, der in der Lage ist Erkenntnisse zu gewinnen, deren Verarbeitung wiederum zu einer höheren Entwicklungsstufe der Materie führen könnt/soll. Ist das der Plan?
Seien wir einfach darauf gespannt, welche neuen emergenten Phänomene in der weiteren Entwicklung der komplexen Biosysteme die in der Materie angelegten Eigenschaften noch für uns bereithalten.